Inspiriert von Gandhi’s Worten „Be the change you wish to see in the world“ stelle ich euch in dieser Reihe regelmäßig starke und inspirierende Frauen vor. Frauen, die neue Wege gehen, sich etwas trauen, mutig sind und die Welt zu einem besseren Ort machen. Für das heutige Interview habe ich Jennifer Hauwehde mit Fragen gelöchert. Jenni bloggt auf Mehr als Grünzeug über nachhaltiges Leben, vegane Ernährung, Minimalismus und viele weitere wichtige und berührende Themen. Sie ist eine Frau voller Ideen und Tatendrang und schreibt vor allem voller Leidenschaft über die Dinge, die ihr am Herzen liegen. Ihr Blog ist eine unerschöpfliche Inspirationsquelle für ein bewusstes Leben und Jennis wunderbare Art einfach ansteckend, weshalb ich mich umso mehr freue, sie euch heute vorzustellen:
1) Liebe Jenni, wenn du dich mit 3 Worten beschreiben solltest, welche wären das?
Oh, das ist immer eine so schwierige Frage. Selbst- und Fremdeinschätzung liegen stets so weit auseinander und beeinflussen sich auf der anderen Seite so sehr gegenseitig (in die eine Richtung wahrscheinlich stärker als in die andere), dass ich nicht genau weiß, was ich nun von mir halte und was ich glaube, dass ich bin, weil andere Menschen es mir andauernd sagen.
Aber ich glaube, wenn ich das außer Acht ließe, würde ich sagen: Ruhe, Kreativität, Begeisterungsfähigkeit.
2) Was ist dein Herzensthema?
Ganz utopisch: die perfekt nachhaltige und gerechte Welt.
Realistisch: der Versuch, selbst so nachhaltig, fair und sozial wie möglich zu leben – und andere Menschen dazu zu inspirieren, dasselbe zu tun.
3) Was ist deine größte Motivation für das, was du tust?
Die Hoffnung, dass das noch nicht alles gewesen sein kann und die Überzeugung, dass wir alle zählen.
4) Wer oder was inspiriert dich zu einem bewussteren Leben?
Mich inspirieren die vielen anderen tollen Menschen da draußen, die über ihre Erfolge, Fehlschläge und Mini-Schritte auf dem Weg in ein bewussteres Leben erzählen. Das können Größen auf ihrem Gebiet, aber auch ganz normale Menschen sein. Ganz stark bin ich außerdem von der Natur inspiriert – ich liebe Wälder, kann mich nicht sattsehen an den Geschenken unserer Natur (ob belebt oder unbelebt) und weiß immer, wenn ich von einem langen Spaziergang zurückkomme, dass wir alles dafür tun müssen, dass diese Selbstverständlichkeiten erhalten bleiben.
5) Was verbindest du mit „Loslassen“?
Einatmen, ausatmen. Ankommen im Jetzt, Runterfahren, sich klarmachen, dass das Wasauchimmer nicht so schlimm war/ist, dass es weitergeht, dass ich gerade wichtig bin und auch mal wichtig sein muss. Ich bin ein Mensch, der gerne bis über den Kopf in Arbeit versinkt – selbst aufgebürdete, wohlgemerkt. Und der dann sehr angespannt bis grantig werden kann, wenn die gebastelten To-Do-Listen noch auf grüne Haken warten am Ende des Tages. Da kann die eigene Perfektion schon stressig sein. Loslassen ist für mich daher zuerst der mentale Fokus auf mich selbst – und dann das Abschalten von allem, was mich eigentlich inspiriert, aber gleichzeitig dafür sorgt, dass meine Hirnwindungen nicht aufhören, zu rattern: Handy weg, Fernsehen aus, PC in die Ecke – her mit der Decke, der Kerze, der lauen Sommernacht (Winternacht geht aber auch, da gibt es dann extra noch ein Tablett Kekse) und dem Buch!
6) Mit welchen Ritualen gönnst du dir bewusste Glücksmomente im Alltag?
Ich zelebriere meine Matcha-Zeremonie. Die hat zwar so gar nichts mit irgendeiner regelkonformen Tee-Zeremonie zu tun, aber sie ist meine persönliche Handlungsabfolge zum Entspannen. Ich wiederhole sie morgens und abends – das gibt dem Tag einen schönen Rahmen und ich weiß genau, wenn ich den grünen Tee aufschäume und das Wasser darüber gieße, dass das jetzt mein Moment ist. Mein Start, mein ruhiges Ankommen in den Tag – und mein Abschied aus ihm, mein Runterfahren am Ende nach getaner Arbeit und teilweise überanstrengtem Nervenkostüm.
Außerdem habe ich mir angewöhnt, jeden Tag einen langen Spaziergang zu machen – bevorzugt am frühen Abend, wenn es langsam leiser und ruhiger wird und alles in Feierabendstimmung ist. Das färbt sofort auf den eigenen Stress- bzw. Entspannungspegel ab und die Bewegung nach einem Tag im Sitzen tut unglaublich gut und ist schon beinahe obligatorisch für mich geworden.
7) Welches Buch hat dich zuletzt besonders berührt und inspiriert?
Das ist ebenfalls schwierig zu beantworten – in letzter Zeit nehme ich aus eigentlich allen Büchern, die ich lese, viel Berührendes mit. Simone de Beauvoir und ihre „Memoiren einer Tochter aus gutem Hause“ haben mich grunderschüttert, weil dort so viele Saiten angeschlagen wurden, die direkt aus meiner Seele hätten stammen können; „What A Fish Knows“ hat mir gezeigt, wie falsch ich selbst so lange in Bezug auf die Intelligenz, Empfindungsfähigkeit und soziale Empathie bei Fischen lag; gerade lese ich „Walden oder Leben in den Wäldern“, was mich vor allem aufgrund der konsumkritischen Ausflüge sehr inspiriert.
8) Woraus schöpfst du Energie?
Aus stillen Nachmittagen, Klaviermusik, Pflanzen, meiner besseren Hälfte, gesunden Lebensmitteln, Büchern, erfolgreichen kreativen Projekten, einigen Zeitschriften, Fotografie, schönem Design.
9) Wovon träumst du?
Weltfrieden, Natürlichkeit, Ende der Massentierhaltung, faire Kleidungsindustrie, Rettung des Klimas, davon, dass alle Menschen genug (und das Richtige) zu essen haben. Und von einem kleinen Häuschen in der Pampa mit Grün drumrum.
10) Stell dir vor, du hättest Superheldinnenkräfte und könntest über Nacht die Welt verändern. Was würdest du als Erstes tun?
Oje, das ist gemein. Es gibt so viele Dinge, die ich auf einmal ändern wollen würde! So viele Baustellen – welche darf und kann und soll ich als die wichtigste und dringendste einstufen? Aber ich glaube, ich weiß, wie ich aus diesem Dilemma herauskomme: Ich würde den Menschen eine Kollektiv-Vision von einer gesunden, heilen, gerechten und friedlichen Welt vorhalten – sie davon träumen lassen. Denn ich glaube, dass alle Menschen eigentlich genau das wollen: eine heile Welt, innen wie außen. Und ich würde ihnen in dem Traum zeigen, dass es einfach ist, dorthin zu gelangen. Wenn sich dann alle für sich an die Umsetzung machten, wären viele Probleme gelöst.
Das wäre natürlich eine fiese Beeinflussung von Menschen, könnte man mir vorwerfen – und man könnte spekulieren, ob der Zweck die Mittel heiligte und ob der Mensch als Gattung des vielleicht verdient hätte, an seinen eigenen Fehlern früher oder später zugrunde zu gehen. Das könnte man. Aber ich glaube, es wäre dennoch die beste Möglichkeit, die Kräfte sinnstiftend einzusetzen.
Liebe Jenni, ich danke dir von Herzen für deine spannenden und inspirierenden Antworten!
Ihr seid neugierig geworden? Hier findet ihr Jennis Blog und hier ihren Instagram-Account.