Manchmal erwische ich mich im Alltag dabei, dass ich mir eine Pausetaste wünsche. So einen kleinen Button, mit dem ich das bewegte Leben einfach mal kurz anhalten und ganz in Ruhe verschnaufen kann.
Pause – ich weiß gar nicht wie oft ich dieses Wort im vergangenen Jahr gedacht habe, seit ich Mutter geworden bin und die Momente nur für mich selbst sehr rar geworden sind.
Eine Freundin beschrieb das Gefühl neulich so, als würde sie an einem Bahnsteig stehen und ihr Leben wie ein ICE mit 200 km/h an ihr vorbeirauschen. Einfach alles geht zu schnell. Stattdessen mal wieder entspannt im Zug sitzen, aus dem Fenster schauen, den Blick über die Landschaft schweifen lassen und den eigenen Gedanken nachhängen, das wäre schön.
Wünscht du dir auch eine Pause?
Das was für mich aktuell einer Pause am nächsten kommt, sind die Schläfchen meines Sohnes tagsüber (glücklicherweise noch zwei) und die Abende (falls das Kind nicht überraschend andere Pläne hat und vor lauter Entdeckerlust die Schlafenszeit nach hinten verlegt). Oft nutze ich diese Zeiten, um selbst etwas zu schlafen, zu arbeiten oder auch einfach nur um in meinem Notizbuch Gedanken festzuhalten.
Das Schreiben ist nach wie vor ein fester Bestandteil meines Alltags und essentiell für mein Wohlbefinden. Journaling ist zwar keine richtige Pausetaste, aber für mich fühlt es sich fast genauso an.
Mit Journaling innehalten & reflektieren
Eine besonders schöne Gelegenheit mal wieder auf diese “Pausetaste” zu drücken, ist aus meiner Sicht die Jahresmitte. Mit dem Übergang in die 2. Jahreshälfte bietet sich uns eine erstklassige Möglichkeit bewusst innezuhalten und zu reflektieren.
Das Beste daran: du brauchst dafür nur Zettel und Stift. Gut, ein paar ruhige Minuten für dich allein wären natürlich nicht schlecht. Im Notfall kannst du die Reflexion aber auch einfach mit Partner:in, Freund:in, Kind, Haustier oder sonstigen Anwesenden machen. Sich gegenseitig Fragen zu stellen, kann auch sehr spannend und bereichernd sein!
Journalingfragen für deine Reflexion zur Jahresmitte
Apropos Fragen, diese spielen bei deiner Reflexion zur Jahresmitte eine zentrale Rolle. Journalingfragen, um genau zu sein.
Journalingfragen kannst du dir wie eine Einladung zum Schreiben vorstellen. Sie nehmen dich liebevoll an die Hand, geben dir inspirierende Denkanstöße und helfen dir dabei, federleicht deine Gedanken und Worte auf’s Papier zu bringen - vor allem wenn du beim Anblick einer weißen Seite nicht weißt, wo und wie du eigentlich anfangen sollst. Heute habe ich dir dafür fünf einfache Journalingfragen mitgebracht.
Dein Reset zur Jahresmitte - so geht’s
Wenn du magst, kannst du deinen Reset/ Halbjahres-Check-In (oder wie auch immer du deine Reflexion zur Jahresmitte nennen magst) wie ein kleines Ritual zelebrieren. Nimm dir dafür am besten min. 30 Minuten Zeit (weniger oder mehr geht natürlich auch), schnappe dir einen Stift mit dem du gerne schreibst, ein paar Zettel oder dein Lieblingsnotizbuch und mache es dir mit einem Getränk deiner Wahl an einem schönen Ort bequem.
Bevor du mit dem Reflektieren und Schreiben loslegst, kannst du entspannt ein paar tiefe Atemzüge nehmen und so leichter im gegenwärtigen Augenblick ankommen.
Als nächstes gehst du einfach die Fragen durch und notierst dir, was dir dazu in den Sinn kommt. Ob du es als Text formulierst, Stichpunkte festhältst, ein Mindmap zeichnest oder eine ganz andere Form findest, liegt ganz bei dir. Schreibe so wie es sich für dich gut anfühlt.
HIER GIBTS MEINE FRAGEN UND TIPPS FÜR DEINE REFLEXION ZUR JAHRESMITTE AUCH AUF DIE OHREN:
RÜCKSCHAU: Zurückblicken und Schönes wahrnehmen
1) Was hat sich in der ersten Jahreshälfte gut angefühlt?
Die erste Jahreshälfte von 2022 war, nun ja, (positiv ausgedrückt) nicht weniger anstrengend und aufwühlend als die Zeit davor. Da fällt es meist schwer den Fokus auf die guten Dinge zu lenken und unser Gehirn konzentriert sich von Natur aus sowieso lieber auf schlechte Nachrichten.
Also machen wir mit der ersten Frage bewusst das Gegenteil und schauen uns an: Was hat sich gut angefühlt? Das können schöne Momente oder Erlebnisse sein, große oder kleine Erfolge, Entscheidungen, Veränderungen, Gefühle, Musik, Essen,… was immer dir in den Sinn kommt.
BESTANDSAUFNAHME: Erkenntnisse & Gedanken festhalten
2) Was hast du in den ersten sechs Monaten von 2022 gelernt?
Jeder einzelne Tag unseres Lebens hält kleine oder große Erkenntnisse bereit. Ständig lernen wir etwas und entwickeln uns weiter, aber im Alltagsgewusel gehen diese Erkenntnisse meist genau so schnell unter wie sie gekommen sind. Also nutze diese Frage und überlege mal in Ruhe, wie du dich seit Januar verändert hast und innerlich gewachsen bist. Welche Erkenntnisse davon möchtest du in deine zweite Jahreshälfte mitnehmen?
3) Wo stehst du jetzt?
Im nächsten Schritt geht es darum, eine kleine Bestandsaufnahme zu machen und zu schauen, wo du jetzt im Moment stehst. Welche Themen und Fragen sind vielleicht gerade präsent und was ist eigentlich mit deinen Zielen, die du dir Anfang des Jahres möglicherweise gesteckt hast? Sind sie noch aktuell, hast du sie bereits erreicht oder gibt es welche die du loslassen oder verändern möchtest?
Du kannst dich hier auch wunderbar mit deinem Wort für 2022 verbinden, wenn du eins hast. Fühlt es sich noch stimmig an und ist es weiterhin präsent in deinen Gedanken und Handlungen?
BLICK NACH VORNE: Ausrichten und loslegen
4) Wie sorgst du in der 2. Jahreshälfte gut für dich?
Vielleicht vergisst du es auch ab und zu, aber du bist tatsächlich der wichtigste Mensch in deinem Leben. Und umso wichtiger ist es, dass es dir gut geht auf dem Weg durch die kommenden sechs Monate.
Deshalb liegt mir diese Frage auch besonders am Herzen und lädt dich ein, deine Selbstfürsorge wieder mehr in den Blick zu nehmen. Wie genau das aussieht, kann ganz unterschiedlich sein und weit über das klischeehafte Schaumbad mit Kerzenschein hinausgehen.
Vielleicht ist es an der Zeit, die ein oder andere Veränderung vorzunehmen? Oder gibt es eine Entscheidung, die von dir getroffen werden möchte? Was willst du mehr und was weniger? Gut für dich zu sorgen, heißt auch, an der ein oder anderen Stelle nachzujustieren.
5) Was möchtest du in den kommenden sechs Monaten anpacken?
Mit der letzten Frage geht’s an’s Eigemachte – um’s Umsetzen, Loslegen und Machen. Also worauf liegt dein Fokus? Worauf möchtest du dich in den nächsten sechs Monaten konzentrieren und was ist der erste kleinstmögliche Schritt, den du machst? Hier gilt: je weniger du dir vornimmst, desto besser, weil du dich damit nicht überforderst und deine Ziele leichter erreichst.
Alle Journalingfragen auf einen Blick:
Was hat sich in der ersten Jahreshälfte gut angefühlt?
Was hast du gelernt?
Wo stehst du jetzt?
Wie sorgst du in der 2. Jahreshälfte gut für dich?
Was möchtest du anpacken?
Deine Selbstreflexion zur Jahresmitte muss überhaupt nicht kompliziert, aufwändig oder anstrengend sein. Schon mit diesen 5 kleinen Fragen kannst du mehr Klarheit und Leichtigkeit in dein Leben holen. Und du wirst direkt spüren, wie wohltuend und stärkend sich diese Ausrichtung anfühlt.
Das Entscheidende dabei ist allerdings, dass du dir die Fragen stellst und die Antworten dann wirklich aufschreibst. Erst wenn sie von deinem Kopf den Weg auf’s Papier finden, entfaltet sich die wahre Magie. Und du kommst leichter ins Handeln, was dich wiederum dabei unterstützt, deinen Wünschen und Träumen ein großes Stück näher zu kommen.
In 6 Monaten…
Wenn du dich jetzt gedanklich mal zum Jahresende beamst, was würdest du gerne abschließend über dein 2022 sagen wollen? Welche Bedeutung möchtest du deinem Jahr geben?
Noch liegen sechs ganze Monate vor dir, in denen du die Veränderungen anstoßen kannst, nach denen du dich sehnst. Die bewusste Reflexion mit Journaling ist dafür ein großartiger Ausgangspunkt und ich wünsche dir ganz viel Freude dabei!