Seit ich denken kann, gibt es drei Worte, die das auf den Punkt bringen, was ich in meinem Leben am liebsten tun möchte: Ich will schreiben. Die Begeisterung für Geschichten, Worte und Bücher wurde immer begleitet von dem Wunsch, selbst eigene Gedanken und Gefühle auf’s Papier zu bringen. Die Form spielte dabei stets eine geringere Rolle - während ich mir als Kind kleine Abenteuer ausdachte oder in meiner Jugend an Fantasyromanideen feilte und Gedichte schrieb, folgte im Studium mein Blog mit Texten rund um gesunde Ernährung, Achtsamkeit und Inspiration für ein bewusstes Leben. Was mich durch all die Jahre jedoch fortwährend begleitete, war das Tagebuchschreiben. In meinem Elternhaus gibt es bis heute eine Kiste mit allen Tagebüchern meiner Kindheit und Jugend, die mir beim Durchblättern immer wieder das ein oder andere Schmunzeln entlocken. Und auch in unserer Berliner Wohnung gibt es eine Kommodenschublade, die bis obenhin mit Notizbüchern gefüllt ist. Viele viele Jahre Leben stecken darin.
Vom Tagebuchschreiben zu Journaling
Früher habe ich meine Tagebücher ganz klassisch geführt (als Kind mitunter sogar manchmal geschrieben: “Liebes Tagebuch,…”) und darin all meine Erlebnisse, Gedanken und Gefühle zu meiner jeweiligen Lebenssituation festgehalten. Mal mehr, mal weniger regelmäßig und konsequent, weil einfach ab und an das Leben dazwischen kam, ich unbedingt ein anderes schönes und neues Tagebuch anfangen wollte oder ich vorübergehend die Lust verlor. Erst vor etwas mehr als drei Jahren änderte sich mein Schreibverhalten nachhaltig - als ich Journaling für mich entdeckte.
Journaling – Was ist das eigentlich?
Journaling kommt, wie es der Name schon verrät aus dem englischsprachigen Raum und konzentriert sich im Unterschied zum Tagebuchschreiben weniger auf äußere Erfahrungen und Erlebnisse. Vielmehr lenkt es den Fokus auf das eigene Innere und eröffnet damit ganz neue Welten durch das Schreiben. Als ich begann mich intensiver mit persönlicher Weiterentwicklung zu befassen um herauszufinden, wie ich mich beruflich verändern (und mein Leben generell mehr nach meinen eigenen Bedürfnissen gestalten) kann, war Journaling wie eine Offenbarung. Die für mich starren Regeln des Tagebuchschreibens fielen weg und ich konnte zwischen den Buchdeckeln meines Notizbuches meinen Gedanken und Gefühlen Ausdruck verleihen. Das Schönste daran: Es gibt keine Regeln, kein Richtig und kein Falsch. Alles worauf es ankommt, ist den Stift in die Hand zu nehmen und aufzuschreiben, was an Gedanken und Gefühlen festgehalten werden will. Das ist bei mir eine bunte Mischung aus Erlebnissen, Ideen, Zielen, schönen Zitaten und Fragen, die ich für mich beantworten möchte.
Im Laufe der letzten Jahre habe ich festgestellt, dass ich auf diese Weise viel mehr beim Schreiben dranbleibe und es mich vor allem mit sehr viel Freude und Leichtigkeit erfüllt. Warum das so ist, habe ich hier für euch notiert:
10 Gründe, warum Journaling euer Leben leichter macht
Ihr lernt euch selbst besser kennen
Wie ist dieser Mensch eigentlich so, mit dem ihr jeden Tag 24h verbringt? Was beschäftigt ihn gerade? Geht es ihm gut? Mit Journaling könnt ihr es herausfinden und euch selbst Wort für Wort und Seite für Seite besser kennenlernen. Vielleicht habt ihr selbst Fragen, die euch im Kopf herumschwirren oder ihr nutzt kraftvolle Journalingfragen, um mal wieder abseits des Dauerrauschens des Alltags in euch hineinzuhören, in jedem Fall werdet ihr dabei ganz viele wunderbare Antworten finden.
Journaling reduziert euren Stress
Na, erwischt ihr euch auch regelmäßig bei dem Gedanken, dass ihr so gestresst seid? Ist euch immer wieder mal alles zu viel und ihr wisst nicht mehr, wo oben und wo unten ist? Schnappt euch in diesen Momenten einfach ein Notizbuch (ein Zettel tut es zur Not auch) und einen Stift und schreibt einfach mal alles auf, was da in eurem Kopf herumschwirrt. Im Englischen gibt es dafür den Begriff “Brain Dump”, der nichts anderes meint als alles aus dem Kopf auf’s Papier zu bringen (kann auch einfach hingekritzelt sein) und sich dadurch direkt um Welten leichter zu fühlen.
Ihr könnt schöne Erinnerungen und Momente festhalten
Das Leben ist flüchtig und zieht oft viel zu schnell an uns vorbei. Und so sehr wir es uns manchmal wünschen, so gelingt es uns doch nicht alle schönen Erlebnisse im Kopf zu behalten. Wenn ihr euch z.B. abends ein paar Minuten Zeit nehmt und all die schönen Momente des Tages festhaltet, stärkt ihr eure Erinnerung und könnt jederzeit wieder in den wunderbaren Gefühlen dieser Erlebnisse schwelgen. Einfach schön!
Journaling fördert eure Kreativität
Im Alltag fordern wir unsere linke Gehirnhälfte viel mehr als die rechte, vor allem wenn wir nachdenken und Dinge analysieren. Unsere Kreativität kann sich aber erst so richtig entfalten, wenn wir die rechte Gehirnhälfte auch mit an Bord holen - und genau das passiert beim Schreiben. Während die linke Gehirnhälfte mit der technischen Ausführung (Stift auf Papier, Buchstabe für Buchstabe) befasst ist, kann die rechte kreativ sein, fühlen und die Ideen fließen lassen. So stärkt Journaling eure Kreativität und ihr habt gleichzeitig all eure Ideen und Gedankenspielereien zusammen festgehalten.
Ihr habt einen sicheren Rückzugsort
Ihr sehnt euch nach einem Ort, an dem ihr ganz ihr selbst sein könnt und Raum habt für alle Gedanken und Gefühle? Ein Journal kann genau das sein, weil euer Leben an keinem Ort so sicher und geborgen aufgehoben ist wie zwischen zwei Buchdeckeln (Das ist zumindest meine Meinung.) Hier könnt ihr euch ganz frei fühlen und ungestört von der Meinung anderer alles schreiben, durchdenken und träumen, was ihr mögt.
Journaling hilft euch, leichter mit Ängsten umzugehen
Angst hat das Talent, sich oft wie ein riesengroßes Monster aufzublasen und uns so viel Furcht einzujagen, dass wir ihr im Alltag lieber großräumig aus dem Weg gehen, statt einfach mit der Taschenlampe unter das Bett zu leuchten. Tatsächlich wird sie genau in dem Moment oft kleiner, in dem wir nicht länger wegschauen, sondern ihr geradewegs in die Augen blicken. Mit Journaling können wir ihr uns Schritt für Schritt nähern und einfach mal hinhören, was sie uns eigentlich sagen will. Meistens ist sie letztendlich nur ein Zeichen, dass wir besser auf unsere Bedürfnisse achtgeben sollten.
Es hilft euch, Ziele einfacher zu erreichen
Wenn ihr wie ich zu den Menschen gehört, die sich gerne stetig weiterentwickeln und sich dafür gerne Ziele setzen, dann ist ein Notizbuch ein grandioser Ort dafür! Egal ob ihr von eurem eigenen (Koch-)Buch träumt, eine neue Sprache lernen wollt, endlich mehr Sport machen möchtet oder in 10 Jahren zum Mond fahren wollt, in eurem Journal könnt ihr diese Ziele immer wieder notieren. Das Beste daran: Es ist wissenschaftlich bewiesen, dass Menschen, die sich ihre Ziele aufschreiben, diese viel eher erreichen als Menschen, die es nicht tun. Wenn das mal nicht Grund genug ist!
Journaling verbessert eure Lebensqualität
Eigentlich geht es euch ganz gut und im Großen und Ganzen läuft alles rund, aber irgendwie will euer Verstand den Blick doch immer wieder auf die Dinge lenken, die gerade nicht so funktionieren? Keine Sorge, das liegt nicht an euch, sondern an der Veranlagung des menschlichen Gehirns. Mit dem Fokus auf Gefahren a.k.a das Negative, kam man in der Steinzeit einfach besser durch’s Leben. Zum Glück leben wir jetzt allerdings im 21. Jahrhundert und dürfen uns bewusst auf das Positive, Starke und Schöne konzentrieren. Das geht am besten, wenn ihr regelmäßig all die guten Dinge notiert, die ihr erlebt. Dadurch stärkt ihr eure Achtsamkeit und gleichzeitig eure Dankbarkeit für alles was schon da ist.
Mit Journaling fällt es euch leichter, Probleme zu lösen
Es gibt Tage, da steht das Leben Kopf. Alles geht eh schon drunter und drüber, dann läuft die Waschmaschine aus, das Kind wird krank oder der Arbeitsvertrag wird nicht verlängert. Klar zu denken ist in solchen Situationen gar nicht so leicht. Genau dann kann tatsächlich etwas Journaling Abhilfe leisten. Durch das Schreiben sortieren sich die Gedanken wie von allein und wir finden nach und nach wieder von ganz allein zu mehr Klarheit.
Ihr könnt eure eigene Geschichte schreiben
Habt ihr schon mal mit dem Gedanken gespielt, ein Buch über euer Leben zu schreiben? Oder einfach eure eigene Geschichte in Worte zu fassen, damit ihr sie anderen besser erzählen könnt? Wenn ihr euch regelmäßig Zeit für Journaling nehmt, gelingt es euch ein größeres Verständnis über euren bisherigen Werdegang zu gewinnen (inkl. Erkenntnisse zu euren einzigartigen Talenten und Fähigkeiten) und ihr verbessert gleichzeitig eure Fähigkeit zu schreiben (Übung macht den Meister). Wer weiß, vielleicht schreibt ihr so eines Tages den nächsten Harry Potter!
Bei so vielen Gründen gibt es eigentlich gar keine Ausrede mehr, warum man das Journaling nicht mal ausprobieren sollte. Also schnappt euch einen Stift und ein Notizbuch (ein Zettel tut es am Anfang auch) und schreibt nach Lust und Laune drauf los. Ihr werdet sehen, auch ohne W-LAN findet ihr eine ganz großartige Verbindung zu euch selbst!
Wenn ihr mehr über meinen persönlichen Journalingprozess erfahren möchtet hört euch unbedingt die 26. Folge meines Podcasts “Make it simple” an! Darin erzähle ich euch ausführlich von meinen Journalingroutinen und -ritualen im Alltag.
Make it simple Folge 26
Wie Journaling dein Leben leichter macht
Ihr findet die Folge wie gewohnt hier bei iTunes, Spotify oder auf Podigee und ich freue mich riesig, wenn ihr sie anhört, teilt und mir in den Kommentaren berichtet, was ihr aus der Podcastfolge oder diesem Blogpost für euch mitnehmt.
Alles Liebe
Theresa